6 Fragen an Isabella Krainer
Warum Literatur?
Ich bin eine, die mit sich selbst um die Wette denkt. Könnte ich das Chaos in meinem Kopf nicht rausschreiben, würd’s mi zreißn.
Warum Dialektliteratur?
In meinen Gedichten schwingt oft Grant mit. Der steigt nicht auf Hochdeutsch in mir auf, der bellt. Außerdem habe ich kein Talent dafür, mich zu verstellen. Wenn mir etwas nicht passt, sage ich es. Sehe oder erlebe ich Ungerechtigkeit, formulieren sich die Retourkutschen von selbst.
Gibt es Vorbilder?
Wenn es welche gibt, bin ich meistens die Letzte, die davon erfährt. Im Schreibtunnel ist es einsam. Ist ein Gedicht auf der Welt, wird es von anderen verglichen. Fallen dann Namen, bin ich erstaunt.
Was liest du gerade?
Während intensiver Schreibphasen höre ich mir Bücher lieber an, als sie zu lesen. Gefällt mir ein Hörbuch, kaufe ich die Printausgabe. Zuletzt hab ich das bei „Über Menschen“ von Juli Zeh, „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky, „Kleine Feuer überall“ von Celeste Ng und „Normale Menschen“ von Sally Rooney gemacht. Zu Lyrik habe ich ein anderes Verhältnis. Mit ihr teile ich mein Leben.
An welches Ereignis denkst du besonders gerne zurück?
An den Moment, als meine Cousine in einer Buchhandlung zu mir sagte: „Schau Isa, dai houm dei Buach.“ Meinen Lyrikband zum ersten Mal in einer Buchhandlung zu sehen, ehrlich, das war einer der schönsten Momente überhaupt.
Woran arbeitest du derzeit?
Seit ich mir vorgenommen habe, intensiver an meinem ersten Roman zu arbeiten, entstehen am laufenden Band Gedichte. Ich glaub es wird Zeit, mich auf Lyrik zu konzentrieren, damit’s mit der Prosa auch was wird.
free hugs
a keibl mit drei haxn
mocht scho wieder faxn
mocht scho wieder
muats bahö
die muattakuah denkt
meiner sö
wos sui nur
aus dem keiberl werden
mit z’wenig haxn
wird’s wui sterben
doch is keibl denkt
geh leck
tuats ma no
a haxerl weg
sunst werd i gax
a oarbeitstier
dabei bin i jo
a proteststier
bin ana der
die wöt umormt
kana der sich
nur söbst dabormt
Aus:
Isabella Krainer:
Vom Kaputtgehen.
Gedichte.
Limbus Lyrik 2020.
Mehr Literatur von Isabella Krainer finden Sie in unserer kommenden MORGENSCHTEAN-Ausgabe
U 70-71 (erscheint im November 2021)
Kurzbiografie
Isabella Krainer, geboren 1974 in Kärnten, schreibt und macht was sie will. Ihre Arbeiten pendeln zwischen Politsprech und Dialektlandschaft. Die Autorin lebt in Neumarkt in der Steiermark.
Website: https://isabellakrainer.com/
(Stand 6 Oktober 2021)
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