6 Fragen an Stephan Eibel
Warum Literatur?
weil ich spass hab, weils zwar anstrengend aber mich hochfreut, wenns endlich rausgekommen ist, was drinn ist
weils mich nicht sprachlos macht!
weils du nie allein bist, immer an dein vorhaben denkst, im gedicht, im roman bist-
so ähnlich wie beim verlieben
Warum Dialektliteratur?
hat eine stärke, die schön ist
einen klang, der stimmt
Gibt es Vorbilder?
keine vorbilder, ich bin bewunderer
Was liest du gerade?
"der zaunprinz" von ewald baringer, "kind in einem verschwundenen land" von nora fuchs
"erinnern - suche nach dem vergessen(en) von eva ribarits, gitta stagl
An welches Ereignis denkst du besonders gerne zurück?
das ich plötzlich wieder gedichte schreiben konnte
Woran arbeitest du derzeit?
an dem gedichtband "sternderl schaun" und an dem roman "thomas und sabine"
(2.12.2021)
zwetschgerl
net jeda tog
kaun kirtog sei
das wasst jo eh
scho lang
erschlug dei trauer
wie a lästige muckn
loss sie dou net
die sunn verstölln
zwetschgerl
noch di auf die sockn
komm zu dein vogerl
und zwitscha ma wos
Aus: Stephan Eibel:
decke weg
Gedichte.
Limbus Lyrik 2021.
Manche der Gedichte (etwa die Hälfte von ihnen ist Dialektlyrik) muten wie spontane Gedanken an (wie etwa: sehnsucht: es ist keine sieben tage her/ keine hundertachtundsechzig stunden // ich sitz unterm kirschbaum / ess kirschen), dann wieder sind es Erinnerungen (in der wiese/ zwischen dem Holzstoß/ und dem Wald// als kleiner Bub/ lag ich mit weit offenen augen/ schaute den himmel löchrig/ wurd ich müde, schloss ich sie // und war ganz sicher).
Widerständiges und "Grantelndes" ("kein satz/ kommt im skianzug/ aus dem mund// keiner/ mit sandalen oder /langer unterhose// dafür klingen sie/ und riechen/ manche stinken"), findet man in "Decke weg" genauso wie Mahnendes oder auch zarte Liebeslyrik.
In Eibel Gedichtband steckt das ganze Spektrum Mensch. Da ist der Mensch, der zurückblickt auf früher, der Mensch, der den eigenen Gedanken nachhängt, der Mensch, der ob der Umweltzerstörung und der Politik in Sorge gerät. Aber auch der Mensch, der sich an einem Nachmittag zu Hause fadisiert, bis ein Klavier zu spielen beginnt – und schließlich der kranke Mensch.
Der melancholisch-traurige Mensch, der weiß: "net jeda tog/ kaun kirtag sei".
"Decke weg" lässt schmunzeln, erzeugt ein warmes Gefühl und macht an manchen Stellen ein bisschen traurig. Aber genau das ist da das schöne an gelungener Lyrik.
Livestream vom 10.5.2021: Buchpräsentation in der ÖGL
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