"Er hat Kleinkariertem Größe verliehen" – zum 60. Geburtstag von Robert Eder
Er hat Backwerken ein zweites Leben eingehaucht, er hat dem Lurch eine Ode geschrieben und Grashalme an (Lein-)Wänden wachsen lassen, er hat dem Gummibaum Blumen geschenkt und mit ihm small-getalkt, er hat Kleinkariertem Größe verliehen. Und was für andere lediglich der Standard ist, ist ihm schon eine Bibliothek wert. Er liest gerne im Beichtstuhl und betet am Punschstand. Er hat mit mir Zeit(ung) gelesen, Land gesichtet, ist mit mir auf Bühnen geklettert und hat mich zum Traualtar begleitet, hat mit mir das Eheleben besungen und gehdichtet, und er hat mit mir etliche Kinder großgezogen, wenn auch nicht die Gemeinsamen. Wenn er das Handtuch geworfen hat, dann nur um Luft für den nächsten Aufguss aufzuwirbeln. Er hat immer seine Hände ausgestreckt und sich gelegentlich damit zu später Stunde ein gutes Süppchen eingebrockt. Er hat nie geboxt und dennoch vieles weggesteckt. Er hat an meiner Schulter geweint. Und in meinem Keller gelacht. Nachdem er ebendort meinen Wein geleert und dem Fred das Fürchten gelehrt hat. Er hat mich unter seinem Verandadach aufgenommen. Ich durfte mich von seinem Vater mit Erdäpfelgulasch abfüllen lassen. Und wir haben stundenlang geredet. Aber das einzige Rätsel, das wir bislang nicht gelöst haben: Wenn zwei Schnecken heiraten – in welches Haus ziehen sie dann, mein Freund? Dein Bertl.
Text und Foto: © Robert Anders
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