"AFFENSCHINDEREI"
Vieles wurde über die Affen berichtet, sie seien klüger, wendiger, sozialer als der sogenannte Mensch. Dessen ungeachtet verbleibt die pejorative Feststellung: »A Off is a Off«, wodurch besagter Affe in der zoologischen Rangordnung in ein unteres Fach zur weiteren Behandlung geschoben wurde.
Harald Pesata, wir kennen ihn vom »Der Wiener Struwwelpeter«, ist im letzten Buch »Affenschinderei« auf den Affen gekommen. Formal – eine Randbemerkung für ausgereifte Lyriker – verwendet er für die Affen vierfüßige Jamben. Und inhaltlich: Glücklicherweise vermeidet er billige Vergleiche mit real existierenden oder erfundenen Menschen. Im Gegenteil: Der Mesch taucht in seiner Affenschinderei gar nicht auf, der Affe ist sich selbst genug. Dabei nähert er sich – im Dialekt – durchaus der wissenschaftlichen Affologie an; er scheut nicht davor zurück, Begriffe wie »Geschlechtsdimorphismus« oder »suspensorisch« zu verwenden, wobei diese Fachbegriffe im dialektalen Kontext nicht einmal als störend empfunden werden. Wir erfahren vielmehr Einzelheiten über geografische Zuständigkeiten sowie schlicht und einfach Schilderungen über das Aussehen einer bestimmten Affenart. Ein Beispiel: »De aanan hom a Kappl auf, bei d'aundan zööht da Forbvalauf«. Durch Fußnoten wird verwiesen: Bei ersterem, dem mit dem Kappl, handelt es sich um den »Kappengibbon«, der zweite geht als »Grauer Gibbon, auch Borneo-Gibbon ... oder Wauwau« bei den Zoologen durch.
Zwei Dinge fallen somit auf: Der Witz liegt in den von Harald Pesata mit Leichtigkeit zugespitzten dialekaten Formen, und zweitens beschreibt er mit diesen dialektalen Formen Erscheinungen aus Biologie und Zoologie. Mit anderen Worten: Selbst »Cross-River-Gorillas« und griechische Hirtengötter können im Dialekt ihre spezifischen Erscheinungsformen bewahren. Wer weiß, vielleicht ist als nächster Herr Sigmund Freud dran.
Jedoch möchte ich einen kleinen Nachteil über die »Affenschinderei« einflechten: Harald Pesata erwähnt nur »De Gorillas«, »De Schimpansn«, »De Orang Utans« und »De Gibbons« mit mehreren Unterarten. Taterts – um einen schönen Wiener Konjunktiv zu verwenden – taterts da net a bissl mehr geben?
Illustriert wurde die »Affenschinderei« von Heinz Wolf, der in gekonnter Manier Mensch und vor allem Viech in seine bewährte Fasson fasst.
Rezension: Beppo Beyerl in: Morgenschtean U76-77/ 2023
Harald Pesata, Heinz Wolf:
AFFENSCHINDEREI
Verlagshaus Hernals, 2023
ISBN: 978-3-99126-035-6
130 S. | € 18,00
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